Sandweg Braunschweig

Sandweg

Der Sandweg in Braunschweig verlief vom Hoftheater bis zum Magnitor ohne die heutige Unterbrechung durch die Museumstraße/Georg-Eckert-Straße. Im Adressbuch 1952 steht erstmalig die neue Bezeichnung Magnitorwall.

Die Herkunft des Namens Sandweg ist nicht überliefert. Der sichtbar sandige Untergrund des Weges wird wohl die Erklärung liefern. Die langgestreckten Gebäude am Sandweg waren die Pferdeställe des Husarenregiments, sie wurden Anfang des 18. Jahrhundert errichtet und bis in die 1890er Jahre genutzt. Um 1900 riss man sie ab und baute die, zum Teil noch stehenden Historismushäuser. Der Kirchturm, den Sie mittig sehen, gehört nicht etwa zur Magnikirche, die auch in dieser Blickrichtung liegt, sondern es ist St. Nicolai, die Kirche der katholischen Gemeinde Braunschweigs. Es war eine Fachwerkkirche im Stile des Barock und eines der bedeutendsten Barockbauwerke in Braunschweig. St. Nicolai wurde vom 1710 zum katholischen Glauben übergetretenen Herzog Anton Ulrich (1633-1714) gegen den Widerstand der Braunschweiger evangelischen Geistlichkeit gestiftet und durch den Baumeister Hermann Korb (1656-1735) bis 1712 erbaut. Der Sohn des Herzogs, August Wilhelm (1662-1731) hatte starke Differenzen mit seinem Vater unter anderem wegen dessen Übertritt zum Katholizismus. Der Bau der Pferdeställe bedingte viel Pferdemist und dieser wurde genüsslich als besonderer „Duft“ in Haufen für die Gemeindemitglieder St. Nicolais aufbereitet, posthum eine kleine Rache des Sohnes. Es war die erste katholische Kirche, die seit der Reformation 1528 in Braunschweig gebaut wurde, sie überstand den Feuersturm der Bomben im Oktober 1944 nicht.

Das ehemalige Portal zum Gelände dient heute als Eingang zum Schulhof (dem ehemaligen Standort der Kirche) der Edith-Stein Grundschule in der Friesenstraße. Weitere Fragmente der Kirche sollten ursprünglich noch in die Fassade der Schule integriert werden, dieses wurde unverständlicherweise inzwischen aufgegeben. Der Platz zwischen der Grundschule und der Georg-Eckert-Straße, sozusagen im Hinterhof des ECE Centers heißt heute St.-Nicolai-Platz, ein inhaltsloser, leerer Raum ohne Funktion und den meisten Braunschweigern völlig unbekannt. Die katholische Gemeinde St. Nicolai war nach dem Krieg heimatlos. 1945 bekam sie die als Museum genutzte Aegidienkirche, die 1944 glimpflich überstanden hatte, als neue Gemeindekirche und benannte sich 1979 in Aegidiengemeinde um.

 

1895 – die Pferdeställe der Husaren – dahinter St. Nicolai.
2019 – nun Magnitorwall, rechts das Kleine Haus des Staatstheaters (gebaut 1992-96).

Ein „Entarteter“, gemäß offiziellen deutschen Sprachgebrauchs 1933-1945, wohnte in seiner Jugend im Haus Sandweg Nummer eins gegenüber dem herzoglichen Museum. Im Jahr 2017 brachte ein Werk von ihm fast 41 Millionen Euro. 1884 in Leipzig geboren, zog er mit Mutter und Vater 1895 nach Braunschweig, wo der Vater ein paar Monate später verstarb. Max Max Beckmann besuchte die Jahn’sche Realschule in der Leopoldstraße. Er war ein schlechter Schüler, der unanständige Zeichnungen unter dem Schulpult an die Klassenkameraden weiter reichte. Seine Aussage zu dieser Zeit: „In Braunschweig zeichnete ich mich in der Schule dadurch besonders aus, dass ich in den Stunden eine kleine Bilderfabrik errichtete, deren Erzeugnisse von Hand zu Hand gingen und manchen armen Mitsklaven über sein trübes Schicksal auf ewige Minuten hinwegtäuschte“.

Nach einem Schulwechsel auf eine Schule in Königslutter wurde er 1899 in ein privates Internat im Herzogtum nach Ahlshausen (Gandersheim) gesteckt. Von hier floh er wieder nach Braunschweig. In der Washington National Gallery of Art befindet sich ein frühes Skizzenbuch von ihm. In diesem ist der rasante zeichnerische Fortschritt des Autodidakten zu verfolgen. 60 dieser Skizzen sind in und um Braunschweig entstanden. Ihnen ist zu entnehmen, dass er in dieser Zeit zeichnend die Stadt, die Umgebung und die Ausflugslokale durchstreifte, wobei es ihn besonders zum Nussberg, nach Riddagshausen und zum Grünen Jäger zog. Die „Landschaft mit See“ könnte den Schapenbruchteich und im Hintergrund die Buchhorst darstellen. Und eben jener Max Beckmann (1884-1950) war 2017 mit seinem bei Christie`s versteigerten Gemälde von 1938: „Hölle der Vögel“ (Werktitel: „Land der Wahnsinnigen“), der bis dahin teuerste deutsche Expressionist. Beckmann emigrierte 1937 nach Amsterdam und siedelte nach dem Krieg in die USA über.

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

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