Magnikirche Braunschweig

St. Magni

Die evangelisch-lutherische Kirche St. Magni ist jedem Braunschweiger bekannt, sie hat dem drumherum liegenden Viertel seinen Namen gegeben. St. Magni ist eng verknüpft mit der urkundlichen „Entstehung“ Braunschweigs. In der Weiheurkunde der Kirche 1031 taucht deren Name erstmals auf. Bischof Branthogo (ca. 970-1036) von Halberstadt bestätigt in Einklang mit dem Brunonen Graf Ludoph die Gründung, Bewidmung und Weihe der von dem „freien Mann“ Hatheguard und seiner Frau Atta gestifteten Kirche. Bis zur Reformation war Braunschweig zwei Bistümern zugeordnet. Die östliche Okerseite zu Halberstadt, die westliche zu Hildesheim. Die Kirche der Zeit Hatheguards war der Vorgängerbau, der dann ab 1252 ersetzt wurde. In den Fundamenten lässt sich der ältere Bau nachweisen. Die Bauarbeiten zogen sich bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts hin. Schon vor 1900 restaurierte man die Kirche, beschaffte neugotische Einrichtungsstücke und malte sie im Stil des Historismus aus. Nach dem Bombenangriff vom April 1944 standen nur noch die Türme, ein Teil der Umfassungsmauern, die Säulenarkaden des Langhauses und der Chor mit der Apsis. Der Wiederaufbau ab 1956 geschah mit einem neuen Konzept des Mittelschiffes und der Wiederherstellung des historischen östlichen Teiles. St. Magni macht von außen einen stattlichen Eindruck, obwohl sie meiner Meinung nach doch historisch gesehen ein geflicktes Wrack ist. Im Turmgeläut hängt noch heute die älteste Glocke des Braunschweiger Landes: Die Magnusglocke wiegt zirka zwei Tonnen, wurde 1335, noch vor der großen Pest, gegossen und läutet im Ton d. Der Name St. Magni geht wohl auf einen Bischof St. Magnus aus Trani (Hafenstadt in Süditalien – Apulien) zurück. Der Sage nach verlor er sein Leben im dritten Jahrhundert nach Christus bei einer Christenverfolgung. Seine Gebeine sollen von den Friesen bei einem Feldzug gegen die Sarazenen in Süditalien gefunden worden und dann von ihnen in der damals sogenannten „Friesenkirche“ San Michele in Rom beigesetzt sein. Über West- und Ostfriesland hat dann dieser Heilige Einzug in unsere Breiten gehalten.

1906 – St. Magni und der Platz davor: alt und belassen.
2020 – das Herz einer wahren Traditionsinsel.

In der hiesigen St. Magni Kirche wurde meine Frau getauft, wir haben dort geheiratet, unsere Kinder sind hier getauft und konfirmiert worden, daher hat gerade dieses Gotteshaus für mich eine besondere Bedeutung, auch wenn die Institution Kirche nach meinem Dafürhalten in den letzten Jahren gelitten hat: zu viel Politik zu wenig Seelenheil. Ich empfinde das Bauwerk mit seiner Geschichte als sehr spirituell. Heute ist der Platz vor der Magnikirche ein beliebter Treffpunkt und Versammlungsort. An lauen Sommerabenden, wenn die Kirche mit Lichteffekten angestrahlt wird und die Straßenlaternen die Dämmerung erhellen, ist es ein lauschiges Örtchen für Romantiker, in der Nähe lädt die Gastronomie zum Verweilen ein. So sah das alte Braunschweig aus!

Nach den verheerenden Zerstörungen an Braunschweiger Bausubstanz im zweiten Weltkrieg überlegten die Verantwortlichen wie mit dem Meer aus Trümmern umgegangen werden sollte. Es gab Stimmen des Aufbaus, der Wiederherstellung des alten Stadtbildes, doch wer sollte das bezahlen? Die Pragmatiker setzten sich leider durch: eine autogerechte Stadt und schnelles Hochziehen dringend benötigter Wohn- und Geschäftsbauten galten als Maxime. Die Bewahrer um den Denkmalpfleger Kurt Seeleke setzten darauf, Orte, die keine vollständige Zerstörung erlitten hatten (wie leider die Umgebung von Woll- und Hagenmarkt) zum Teil wiederherzustellen und damit der Nachwelt zu zeigen wie schön Braunschweig einst war. Die Idee der Traditionsinseln wurde geboren. Fünf gibt es in Braunschweig: Magniviertel, Altstadtmarkt, Aegidienviertel, Burgplatz und Michaelisviertel. Für mich gehört der Kohlmarkt ebenfalls dazu. Lohnend ist ein Besuch der Inseln auch für Braunschweiger, um dort mal einige Zeit zu verweilen und das alte Braunschweig zu spüren. Der Vorschlag der CDU aufgrund der Traditionsinseln eine Weltkulturerbeauszeichnung anzustreben gefällt mir. Braunschweig als unzerstörte Königin der Fachwerkstädte wäre ohne Frage Weltkulturerbe. Aber gerade weil so viel in Trümmern lag und diese Traditionsinseln im Meer der Tristesse standhaft da sind sollten wir stolz darauf sein und diese Zerrissenheit des Stadtbildes als Ausdruck und zukünftige Warnung vor der sichtbaren Menschenverachtung aller damals am Krieg beteiligten Seiten betrachten, dieses Erbe gehört dokumentiert.

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

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