Bahnhof Riddagshausen

Bahnhof Riddagshausen

1872 wurde die Bahnstrecke Braunschweig – Königslutter gebaut. Aber erst 1885 eröffnete man auf ihr die Haltestelle „Grüner Jäger“ in Riddagshausen. In den 1930er Jahren riss die Reichsbahn das alte Gebäude ab und errichtete eine kleine Station in Fachwerkbauweise, um dem nahegelegenem „Reichsjägerhof“ einen repräsentativeren Ankunftsort für auswärtige Jäger und Gäste zu bieten. Am 28. Mai 1960 hob die Bundesbahn diese Haltestelle auf. Wie Manfred Gruner in seiner Ausführung über die frühe Eisenbahngeschichte des Braunschweiger Landes feststellt, ist selbige eine der frühesten überhaupt. Denn bereits am 30.11.1838 wurde die Strecke Braunschweig – Wolfenbüttel eingeweiht. Und das war die erste „staatliche“ deutsche Eisenbahnlinie, und zusammen mit einer belgischen, die erste weltweit.

Die Intention war: auf einer Gesamtstrecke BS – Neustadt/Harzburg Baumaterialien (Holz und Steine) aus dem Harz schnell und kostengünstig in die Städte zu transportieren. August Phillip von Amsberg (1788–1871), ein Vorfahre des späteren niederländischen Prinzgemahls v. Amsberg, galt als treibende Kraft. Schon 1832 wollte Braunschweig eine Pferdeeisenbahn Braunschweig – Hannover – Hamburg ins Leben rufen. Dieses scheiterte jedoch am Königreich Hannover, über dessen Gebiet die Strecke musste. Dort hatte man Bedenken, dass die Braunschweiger Waren eine zu starke Nachfrage in ihrer Stadt auslösten. Erst nach dem Antritt von Ernst August (1771–1851) als König 1837, wurde die Genehmigung über Hannoversches Gebiet in Richtung Harz zu bauen, schnell erteilt. Hofbaumeister C.T.Ottmer plante die Bahnhöfe in Braunschweig als Kopfbahnhof und in Wolfenbüttel als Durchgangsbahnhof. Die Lokomotiven und Waggons erwarb man im damalig eisenbahntechnisch führenden England, da in Deutschland eine entsprechende Industrie fehlte.

Die georderten Züge wurden in ihre Einzelteile zerlegt und per Schiff über Hamburg nach Lüneburg transportiert und mit dem 1797 erbauten Hafenkran (steht heute noch) an Land verfrachtet. Zwei englische Ingenieure, die die Eisenbahn wieder zusammensetzen und die vorgesehenen Beschäftigen daran ausbildeten, kamen gleich mit. Einer, Mr. Blenkinsop, blieb zeitlebens hier und heiratete 1844 die Braunschweigerin Elisabeth Richter. Nach einigen Erprobungsfahrten kam der große Tag: Von Amsberg saß neben Herzog Wilhelm in dessen Kutsche, die man auf einen leeren, offenen Waggon hinter der Lokomotive gehoben hatte. Das Gefolge musste auf einem anderen offenen Waggon bei eisigen Temperaturen Platz nehmen. Wolfenbüttel wurde nach 20 Minuten und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 35 km/h erreicht, zurück ging es mit Rückenwind in 13 Minuten. Bei der Eröffnungsfahrt und die Tage danach standen die Menschen an der Strecke, um diese Attraktion zu bewundern, einige sollen unter die Lokomotive geschaut haben, ob nicht doch Pferde drinnen versteckt waren.

1912 – der Zug aus Königslutter erhält Einfahrt, Achtung an der Bahnsteigkante!
2018 – 180 Jahre Eisenbahnentwicklung fährt durch, das Gebäude nutzt heute ein Motorradclub.

Die Personenwaggons teilte man in 3 Klassen ein: 1. Klasse geschlossen und gepolstert. 2. Klasse statt Fenster nur Vorhänge. 3. Klasse anfangs vollkommen offen, wenige Jahre später ein Verdeck, dafür dann eine 4.Klasse, die wieder offen war. Die Auslastung am gesamten Personenaufkommen war in der 3. und 4. Klasse mit ca. 75 Prozent am größten. In den offenen Waggons trug man gern Rauchbrillen und spannte bei Regen den Regenschirm, bei Sonne den Sonnenschirm auf. Die wohlhabenden Passagiere konnten in ihrer eigenen Kutsche, die auf einen leeren Wagen gestellt wurde, mitfahren.

Bemerkenswert ist, dass die Eisenbahn sich zu einem vollen wirtschaftlichen Erfolg entwickelte. Zuerst allerdings nicht wie gedacht durch den Gütertransport, sondern durch den Personenverkehr. Der Bahnhof in Braunschweig wurde schnell zu klein und so entstand 1845 der 2. Braunschweiger Bahnhof (wieder von Ottmer geplant), heute steht noch der Kopfbereich als Empfangsgebäude der Braunschweigischen Landessparkasse. Die Finanzierung der Eisenbahninvestition lief über deren Vorläufer, der herzoglichen Leihanstalt. Sie gab 3,5- bis 4-prozentige Landesschuldverschreibungen heraus (heute wäre man froh ob solcher Zinsen). Diese waren auch sehr gefragt im Hannoverschen, die damit, welch ein Anachronismus, die Braunschweiger Bahn wesentlich mitfinanzierten. Auf Initiative von Amsberg kam es in Braunschweig zu ersten Signalordnungen, die zu Signalwerkstätten führten. Somit gibt es hier noch heute das Werk für Bahnautomatisierung der Siemens AG (Vorläufer Max Jüdel & Co.), der weltweit größte Standort für Rail Automation.

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

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