Pockelsstraße Braunschweig

Pockelsstraße

Die Pockelsstraße (seit 1905 so benannt – zuvor hieß sie Neuepromenade) liegt im Norden Braunschweigs. Sie gabelt sich heute hinter der Okerbrücke am Fallersleber-Tor-Wall und geht einerseits links zur Mühlenpfordtstraße und geradeaus am historischen Hauptgebäude der Technischen Universität Braunschweig vorbei bis zum Rebenring. Vor dem Krieg verlief sie nur geradeaus zum Rebenring.

Namensgeber ist Braunschweigs ehemaliger Oberbürgermeister Wilhelm Pockels (1832-1904). Er hatte Jura studiert und war 1858 Bürgermeister in Seesen am Harz (1863 ernannte man ihn zum Ehrenbürger von Seesen). 1873 wurde er Direktor der Justizvollzugsanstalt in Wolfenbüttel, ab 1878 Polizeidirektor in Braunschweig. Seit 1879 bekleidete er das Amt des Oberbürgermeisters und war seit 1881 auch Mitglied des Braunschweigischen Landtags und dessen Präsident seit 1898. Pockels war ein Mann der Tat, der anders als heute möglich, viele Verwaltungsprozesse, wo es ging, abkürzte und die Bürokratie nicht ausufern ließ. In seine Zeit als Oberbürgermeister fällt die Anlage der städtischen Kanalisation, die Anlage des Hauptfriedhofs, der Bau des „neuen“ Rathauses und vieler Schulbauten. Während seiner Amtszeit wurde Braunschweig mit über 100.000 Einwohnern (1890) zur Großstadt. Pockels wohnte mit seiner Familie an der Neuenpromenade 22 im letzten Haus vor der Brücke zum Fallersleber-Tor-Wall. Eine dreidimensionale Gipsbüste von ihm steht im Braunschweiger Landesmuseum.

Die Gründung des Collegium Carolinum

Dominant in der alten Ansicht ist das historische Hauptgebäude von 1877 der TU Braunschweig. Um 1900 wohnten hier sogar 2 Personen: zum einen der Hausmeister Rinkel und zum anderen der Heizer Lüttge, der im Schweiße seines Angesichts (Kohlen schaufeln) im Winter für warme Räume sorgte. Die Gründung der Lehranstalt Collegium Carolinum als Bildungsinstitution zwischen Gymnasium und Universität erfolgte im Jahr 1745. Bis zum Jahr 1808 betrug der durchschnittliche Anteil der ausländischen Studenten schon über 13 Prozent. Dann sank er bis 1862 auf weniger als vier Prozent wahrscheinlich durch die „Franzosenzeit“. Ab 1862 hieß sie „Polytechnische Schule“, Aufnahmekriterien waren seinerzeit das vollendete 16. Lebensjahr und durch eine Aufnahmeprüfung bestätigte ausreichende Kenntnisse. 1878 nannte diese Einrichtung sich: Herzogliche Technische Hochschule Carolo-Wilhelmina (nach dem regierenden Herzog Wilhelm).

1908 – rechts die Schleinitzstraße, Blickrichtung geradeaus zum Fallersleber-Tor-Wall.
2020 – links ist der Beton der Universitätsbibliothek zu erblicken.

Genehmigung des Studiums für Frauen

Ab 1900 durften Doktortitel verliehen werden. Für heutige Vorstellungen unvorstellbar: aber erst im Jahr 1909 gab es eine generelle Genehmigung des Studiums für Frauen. Die Gebäudesubstanz der Hochschule (aller Gebäude) wurde im zweiten Weltkrieg zu 70 Prozent zerstört. Trotzdem nahm die TH Braunschweig 1945, als erste deutsche Hochschule, den Vorlesungsbetrieb wieder auf. 1968 folgte die Umbenennung in Technische Universität. 2006 war die Uni Mitbegründerin des TU9, der Zusammenschluss der führenden deutschen technischen Forschungsuniversitäten. Heute (2019/20) hat die TU etwa 3.700 Beschäftigte und circa 20.000 Studenten. Sie steht damit an 47. Stelle von 426 staatlichen und staatlich anerkannten Hochschulen Deutschlands.

Die steingewordene Gründerzeitarchitektur des Hauptgebäudes wurde von den Architekten Uhde und Körner entworfen und am 16. Oktober 1877 eingeweiht. Auf 6.300 Quadratmetern befanden sich dreizehn Hörsäle, zehn Zeichensäle, eine Aula, Laboratorien für allgemeine und pharmazeutische sowie für technische Chemie, ferner ein Mikroskopensaal, ein Atelier, Sammlungs- und Verwaltungsräume, konzipiert für 450 Studenten. Die Kosten betrugen damals etwa zwei Millionen Reichsmark (nach Kaufkraft Vergleich nach Verbraucherindex aus dem Jahr 2018 rund 13 Millionen Euro – Bürokratie und technische heutige Vorschriften nicht berücksichtigt).

Eine der berühmtesten Braunschweiger Persönlichkeiten immatrikulierte sich im Jahr 1792 am Collegium Carolinum und erhielt dort ein Stipendium, sein Name: Carl Friedrich Gauß.

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

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