Neustadtrathaus Braunschweig

Neustadtrathaus

Das Neustadtrathaus liegt an der Ecke Höhe/Küchenstraße im nördlichen Innenstadtbereich. Erstmals erwähnt wurde es Ende des 13. Jahrhunderts. Es war das Rathaus der Braunschweiger Neustadt, einer Teilstadt, die um 1200 planmäßig angelegt wurde.

Von 1671, nach Einnahme der Stadt Braunschweig durch den Herzog Rudolf August (1627-1704), bis 1830 war es Sitz des Rates der Stadt, welcher völlig vom Herzog abhängig war. Ein großer Teil der 1671 in der Stadt vorgefundenen Archivalien wurde nach Wolfenbüttel geschafft. Die verbliebenen Urkunden und Dokumente lagerte man von der Münze am Kohlmarkt 1771 ins Neustadtrathaus um, ab 1835 in den Kreuzgang der Brüdernkirche.

Von 1861 bis 63 gestaltete die Stadt unter Leitung des Stadtbaurates Carl Tappe das Haus innen um. Es diente dann als Heimat des städtischen Museums, der Stadtbücherei und des Stadtarchivs, nunmehr auch mit Wolfenbütteler Dokumenten. Nach Auszug des Museums (Neubau Magnitor), der Stadtbücherei und des Archivs nutzte die Stadt es ab 1913 auch als Schulmuseum und Fortbildungsschule.

1944 durch Bombenabwürfe teilzerstört, war 1974 der Wiederaufbau abgeschlossen. Sammlungen von Urkunden und Dokumenten entstanden in Europa seit dem Frühmittelalter. Eisenbeschlagene Kassetten und Truhen mit Schlössern in Klöstern, Bürgermeisterstuben und auf Burgen für wichtige Urkunden waren sozusagen die Vorläufer der Archive. Aus diesen Behältnissen entwickelten sich Räume, in denen dokumentierendes Schriftgut verwahrt wurde. Urkunden gaben Auskunft über die Stadtrechte, über Privilegien, über Grundbesitz, über verliehene Titel und Stellung und über Rechtsbeziehungen. Kein Wunder, dass es in dieser Zeit, wo ohnehin nur sehr wenige „wissende“ Menschen lesen konnten, auch zu Fälschungen kam.

Neustadtrathaus 1906 – eine enge Küchenstraße.
2021 – das Neustadtrathaus herausgeputzt – breite Verkehrsführung.

Man schätzt, dass zu Zeiten der Merowinger-Könige (um 480 bis 710 nach Christus) über 66 Prozent der Urkunden als Fälschungen gelten können. In der Herrschaftszeit von Karl dem Großen 768-814) sollen es 50 Prozent gewesen sein. Das 12. Jahrhundert galt als die Hochzeit der Urkundenfälschungen. Überall in Europa wurden daraufhin nach dem Vorbild von Papst Innozenz III. (1198-1214) Register eingeführt. In diesen verzeichnete man jede ein- und ausgehende Urkunde, so nahmen die Fälschungen durch die Transparenz sehr stark ab. Wie konnten die Fälscher aber so gut mit ihren Machwerken durchkommen? Wir wissen heute, dass sie die Layouts, das Aussehen originaler Urkunden sehr gut nachahmen konnten. Der Inhalt entlarvte sie meist, oft erst Jahrhunderte später. Doch wer wollte seinerzeit die geschriebenen Worte von Karl dem Großen schon anzweifeln? Auf der anderen Seite war das mittelalterliche Recht meist mündlich, Geschäfte besiegelte man mit einem Eid und so waren sie rechtsgültig geschlossen. Eine Urkunde hatte nur zusätzlichen Beweischarakter. „Gute“ Fälscher versuchten sicherlich auch, überkommende Tatsachen mit einer Urkunde zu untermauern.

In unserer Zeit verwahren Notare ihre Urkunden in eigenen Archiven, um auch nach Jahrzehnten noch Beweismittel in der Hand zu haben. Aber auch hier hält die Moderne Einzug. Ab 2022 wird für Notare ein elektronisches Urkundenarchiv im Nirwana des World Wide Web Pflicht, nach 30 Jahren können dann die schriftlichen Urkunden vernichtet werden, die elektronischen sollen weitere 70 Jahre halten. Wir wollen mal hoffen, dass bei der derzeit fragilen Energie-Politik nicht ein Blackout uns danach zu mittelalterlichen Fälschungen zwingt.

Ebenso gefährlich wäre ein anonymer Hackerangriff mit Verschlüsselung der Daten, die Funke-Medien-Gruppe kann ein trauriges Lied davon singen. Heute befindet sich unter anderem seit 1994 als Innen- und Außengastronomie die Dax-Bierbörse im Neustadtrathaus, in der Frühzeit verrufen als Abschleppbude für einsame Herzen der Mittdreißiger hat es sich mittlerweile als eine „besondere“ Art der Gastronomie und des Events etabliert. Der Clou hierbei: Wie an der Aktienbörse steigen oder fallen die Preise der Getränke, je nachdem wie viel von Bier und Co. geordert wird. Bei den am stärksten getrunkenen Flüssigkeiten steigt der Kurs/Preis, bei den am wenigsten fällt er. Alle 200 Sekunden werden die neuen Preise digital angezeigt. Ein lustiger Spaß, besonders für den, der schon reichlich im Depot hat.

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

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