Langer Hof Braunschweig

Langer Hof

Die Straße Langer Hof ist heute ein Fußgängerbereich zwischen Bohlweg und dem Platz der Deutschen Einheit vor dem Rathaus. Der Name geht höchstwahrscheinlich auf ein bis 1426 dem Kaland St. Gertrud gehörenden Haus (tigen dem langen hove – schriftliche Erwähnung 1400) zurück, das hier neben dem Hof des Kalands St. Gertrud lag.

Braunschweiger Kalandbruderschaft seit 1372

Kaland bezeichnete die Bruderschaften von wohlhabenden Bürgern weiblichen und männlichen Geschlechts, weltlicher oder geistiger Herkunft, deren Zweck es war, gute Werke an ihren armen Mitmenschen zu verrichten. Für den Namen stand das lateinische Wort kalendae (erster Tag des Monats) Pate und hat die Bedeutung, dass die Mitbrüder sich an diesem Tag des Monats regelmäßig trafen. Für Braunschweig ist die Kalandbruderschaft seit 1372 nachgewiesen. Es gab sie europaweit seit dem 9. Jahrhundert n.Chr. Aus hehren wohlmeinenden Gemeinschaften entwickelten sich bis zum Spätmittelalter durch steigenden Wohlstand ihrer Mitglieder immer prächtigere Feiern für sich selbst, die dem eigentlichen Zweck entgegenliefen. In der Reformationszeit wurden die Brüderschaften in den evangelischen deutschen Ländern verboten. Nach und nach lösten sie sich auch im übrigen Europa bis auf einzelne Ausnahmen (in Deutschland Münster und Neuheere) auf. Heute kann man die Rotarier oder den Lionsclub als positive Nachfolger sehen.

Aufmärsche und Feierlichkeiten auf dem Schlossvorplatz

Die Ansicht um 1900 zeigt, dass der Vorplatz des Schlosses bis zum schmalen Bohlweg lief und eingezäunt war. Hier wurden Aufmärsche der Husaren abgehalten und Feierlichkeiten der Herzogfamilie vom Volk begleitet.

1900: Mittig die Ansicht Richtung Rathaus.
2017: Hinter Bäumen versteckt als Fußgängerzone von Nachkriegsbauten gesäumt.

Von Cafe Tolle bis zum Alex

Auf der Ansicht von heute sehen wir ganz rechts den Teil eines 50er-Jahre-Baus. In diesem befand sich bis Ende der 1990er Jahre das in Braunschweig sehr bekannte Cafe Tolle, welches von der gleichnamigen Familie bewirtschaftet wurde – welcher Braunschweiger über 30 Jahren kennt es nicht? Aus Altersgründen wurde das Cafe aufgegeben. Nachfolger in den Räumen ist das Alex, eine Restaurantkette britischer Eigentümer, die in Deutschland 43 Niederlassungen hat. Geboten wird „junge“ Küche gemischt mit Fastfood – morgens, mittags, abends bis in die Nacht. Man mag es bedauern, aber die Zeichen der Zeit sind aufgrund hoher unternehmerischer Risiken und Einstandskosten weg vom inhabergeführten Einzelgeschäft hin zur Kette und dem Franchisesystem. Alles wird beliebig und auswechselbar, Konformität geht zulasten der Individualität. Bekanntestes Beispiel, um bei den Restaurants zu bleiben, ist McDonald's. Alle weltweit über 36.000 (!) Standorte präsentieren sich im einheitlichen Look und servieren das gleiche Essen, welches möglichst noch überall gleich schmecken soll. Der Preis der Globalisierung. Geradezu auf unserer Ansicht von 2015 vor dem Rathaus ist ein Gebäude, welches – wie ich finde – an Hässlichkeit kaum zu überbieten ist. Gebaut in den 70er Jahren, kommen an ihm die typischen Stilmängel dieser Zeit zum Vorschein. Es beherbergt Teile der Stadtverwaltung und diverse Geschäfte und auch Büros. Da es sich hier rechtlich um verschiedene Eigentümer im Sinne des WEG (Wohnungseigentumsgesetz) als Teileigentum handelt, sind Einigungen zum Zwecke der Aufwertung sehr schwierig und durch die Eigentumsverhältnisse auch nicht darstellbar. An diesen scheiterten bislang alle Versuche, hier ein optisch sympathischeres Stück Braunschweig zu erzeugen.

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

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