Die auf der Ansicht von 1910 zu sehende Querstraße ist die Hagenstraße, die nach 1945 in Steinbrecherstraße umbenannt wurde. Die Heinrichstraße hatte damals große, schöne Gründerzeithäuser. Diese Bausubstanz ist bis heute größtenteils erhalten geblieben, wie wir auf der Ansicht von 2016 sehen können. Kleinere Kriegsschäden wurden beseitigt, die Bäume sind sicherlich nicht mehr die alten und die schmiedeeisernen Zäune sind fast alle verschwunden. Das Kopfsteinpflaster musste einer modernen Asphaltdecke weichen und es wurden Einstellplätze für die heute reichlich vorhandenen Pkws geschaffen. Dennoch auch hier eine Altbauidylle wie sie im Buche steht. Kolonialwarengeschäft Carl Beek Die alte Ansichtskarte zeigt uns rechter Hand das Kolonialwarengeschäft (heute genutzt von einem gemeinnützigen Verein) von Carl Beek, der auch der Initiator der Karte sein könnte. Es war damals verbreitet, dass Geschäftsinhaber sich zur Imagepflege Ansichtskarten drucken ließen, auf denen ihr Geschäft, der Inhaber und die Belegschaft bzw. wie hier die Familie zu sehen war. Emailletafeln übernahmen die Warenwerbung, wie zum Beispiel für Liebigs Fleischextrakt oder Thompsons Seifenpulver. Zudem waren auf Schiefertafeln mit Kreide die tagesaktuellen Sonderangebote verzeichnet. Ein besonderes Detail verlangt unsere Aufmerksamkeit: Links vom Eingang des Geschäfts steht einer der ersten Verkaufsautomaten Deutschlands. Aus der Antike weiß man, dass der Grieche Heron von Alexandria im ersten Jahrhundert n. Chr. einen Weihwasserautomaten mit Münzeinwurf entwickelt hatte. Um 1870 entstanden die ersten neuzeitlichen Automaten in den USA und in den 1880er Jahren in England. In Deutschland war es die Kölner Firma Stollwerk, die 1887 den ersten Münzautomaten mit Namen Rhenania herstellte und mit ihren Schokoladenriegeln und auch mit Zündhölzern füllte. Bei dem Automaten auf der Ansicht könnte es sich um einen etwas späteren Stollwerkautomaten handeln, für den Sammler heute eine fünfstellige Eurosumme bezahlen würden.