Spohrplatz Braunschweig

Spohrplatz

Der Spohrplatz liegt im südlichen Innenstadtbereich quasi hinter der Aegidienkirche. Auch er führt, wie auch andere Plätze in Braunschweig, ein Schattendasein. Seinen Namen erhielt er vom Komponisten Ludewig (Louis) Spohr (1784-1859). Im Eckhaus Spohrplatz 7 / Mönchstraße 3 wurde er geboren. Spohr war musikalisch ein Bindegliedkomponist zwischen Klassik und Romantik. Er galt bis in die 1840er Jahre als der bedeutendste lebende deutsche Komponist. In seinem Geburtshaus, welches heute noch steht, lebte Spohr bis zum dritten Lebensjahr, dann zog die Familie, der Vater wurde dort Amtsarzt, nach Seesen im Harz.

Das Haus Mönchstraße 3 ist mit seiner Ursprungssubstanz das derzeit älteste datierbare Fachwerkhaus (1357) Braunschweigs. Es erhielt wesentliche Anbauten im 16. wie im 18. Jahrhundert. Ab 1733 nutze es der Garnisonskirchenprediger (St.Aegidien) als Pfarrhaus. 2003 renovierte man es in historischer Farbgebung, heute befinden sich im Haus Eigentumswohnungen. Die Stadt Braunschweig vergab von 1953 bis 1994 den Ludwig Spohr Preis, seit 2004 Louis Spohr Musikpreis Braunschweig. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und wird alle drei Jahre verliehen. Hier sollen Interpreten und Komponisten zeitgenössischer Musik und deren lehrreicher Vermittlung geehrt werden.

Preisträger waren so erfolgreiche Musiker wie 1961 der Komponist Werner Egk (1901-1983), ein Vertreter des deutschen Neoklassizismus und modernen Musiktheaters. Er schuf unter anderem für die leichte Muse die Musik für den Film: Der Herr vom anderen Stern 1948 mit Heinz Rühmann. 2001 ehrte ihn eine deutsche Briefmarke zum 100. Geburtstag. 1988 wurde der langjährige (1962-87) Generalmusikdirektor des Staatstheaters Braunschweig und Dirigent Heribert Esser (geb. 1929) zum Preisträger ernannt. Auch der meistaufgeführte Komponist der Gegenwart, Salvatore Sciarrino (geb.1947), gehörte 2007 zum Kreis der Erlauchten. Die Welt der Musik. Was haben übrigens Bärenknochen, Schwanenknochen und Mammutknochen gemeinsam? Aus ihnen wurden vor über 35.000 Jahren die ältesten derzeit bekannten Musikinstrumente hergestellt, nämlich Flöten. Fähige, melodisch begabte Steinzeitmenschen am Lagerfeuer mit Wein, Weib, Tanz und musizierend die Kathedraleffekte der Höhle ausnutzend, die Altvorderen erweisen sich moderner als gedacht. Daneben gab es nachgewiesener Maßen Schwirrhölzer und eventuell auch hohle Baumstämme als Trommeln. Die Feste des Homo sapiens und des Neandertalers waren seinerzeit legendär, nur dass letzterer wahrscheinlich vor 40.000 Jahren ausgestorben ist. Seine Gene lauern aber noch in uns allen. Wenn Sie mal wieder so richtig aus sich raus gehen wollen erinnern Sie sich ruhig daran.

1917 – Spohrplatz mit Blickpunkt Aegidienkirche, links das ehemalige Kloster.
2020 – Bänke und parkende Pkw, das Fachwerkhaus ist weg.

Das am Spohrplatz anliegende ehemalige Aegidienkloster war bei seiner Gründung 1115 ein Benediktinerkloster. Gründerin Markgräfin Gertrud die Jüngere von Braunschweig ließ es der heiligen Maria weihen. Später wurde es der heilige Ägidius, der mit der Hirschkuh und dem Westgotenkönig Wamba, dessen Pfeil, der „Hirschin“ angedacht, Ägidius aufspießte und die daraus geschlagene Wunde nicht heilen wollte. Eine Menge Hintergründiges ist in der Sage verarbeitet. Ein Neubau der Klosteranlagen wurde nötig nachdem im 13. Jahrhundert ein Großbrand Kloster und Klosterkirche zerstörte. Das Aegidienkloster genoss überregional großes Ansehen, hier wurden historisch bedeutende Bücher erstellt und auch weitere verwahrt. Daneben besaß die Einrichtung eine geglaubte Blutreliquie von Jesus Christus. Einige der Benediktinermönche unterstützten frühzeitig die Reformation, sie wichen allerdings aus Angst vor Herzog Heinrich dem Jüngeren (1489-1568) auf das Land aus, unter anderem nach Volkmarode.

1543 wurde das Kloster aufgehoben, später zog der Frauenkonvent von St.Leonhard ein. In der Franzosenzeit (1806-14) war die Kirche Magazin, danach hörten die Braunschweiger in der Kirche Konzerte. Seit 1832 dienten die ehemaligen Klostergebäude als Gefängnis mit einer Hinrichtungsstätte im Innenhof, dieses bis 1867. Zahlreiche Umbauten und Abrissarbeiten der vergangenen Jahrhunderte sorgten dafür, dass heute nur noch der östliche Kreuzgangflügel mit drei angrenzenden Räumen vom Aegidienkloster vorhanden ist. Nach 1944 standen nur noch fünf Häuser des Spohrplatzes mehr oder weniger unbeschädigt, darunter das Geburtshaus des Namengebers.

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

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