Interimstheater Braunschweig

Interimstheater

Was und wo war das Interimstheater von Braunschweig? Bei der heutigen Generation ist das so gut wie unbekannt. Die großen und kleinen Theater Europas entstanden zu einer Zeit, als es noch kein Kino oder Fernsehen gab, meist ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Es war eine sehr beliebte Form der Freizeitgestaltung.

Eintrittskarten kosteten 40 Pfennig

Eine Karte auf den günstigsten Plätzen kostete 1900 in Braunschweig 40 Pfennig und war damit auch für viele erschwinglich.
Die Brandkatastrophe im Ringtheater in Wien im Dezember 1881, bei der bis zu 1.000 Menschen in den Flammen umkamen, sorgte dafür, dass zunehmend über Brandschutz und Zuschauersicherheit diskutiert wurde. Um 1900 konnten die alten Theater, da sie ganz anders konzipiert waren, das nicht leisten und wurden umgebaut, nachgerüstet oder neu gebaut – so auch in Braunschweig. Der Innenraum musste aufgrund von Sicherheitsbestimmungen völlig umgestaltet werden: nur die Fassade blieb stehen. Die Stadt fand keinen anderen Ort, an dem die Vorstellungen weiter gehen konnten. Man kam darauf, im nördlichen Teil des Theaterparks, gleich neben dem Herzoglichen Theater, einen aufwendigen Bau als Interimstheater zu errichten.
Es war ein dreigeschossiger Fachwerkbau (im hinteren Bereich noch höher) mit tausend Plätzen! Die Meinungen in der Braunschweiger Bevölkerung gingen auseinander. „Im Inneren komfortabel und vornehm“, schrieb die Braunschweiger Landeszeitung. Zeitzeugen berichteten, dass ein mörderischer Zugwind geherrscht haben soll. Zum Eingang hin mussten die Zuschauer ohne Beleuchtung durch Schlamm und Dreck waten, so dass einer klagte: „Könnte man nicht einige von den Brettern opfern, die die Welt bedeuten?“
Zwei Jahre hatte die öffentliche Diskussion gedauert, bis man sich 1900 auf diese provisorische Lösung einigte – die welfischen Parteien versuchten das Vorhaben zu verhindern, da der Park dem Fürstenhaus gehöre. Das zeigt uns den Stellenwert, den zu der Zeit das Theaterspiel innehatte.

1902 – das gewaltige Ausmaß des Interimstheaters für 1.000 Personen.
2018 auf dem Hügel des ehemaligen Antonbollwerks stand das Provisorium.

Die Kosten beliefen sich auf 750.000 Mark

Die Kosten betrugen 750.000 Mark gegenüber 1.680.000 Mark für den schlussendlichen Umbau des alten Theaters. Die räumliche Enge, schlecht für die Oper, bot dem Kammerspiel Gelegenheit, Triumphe zu feiern. Gerhart Hauptmanns „Armer Heinrich“ oder Henrik Ibsens „Wildente“ erschienen unter anderem auf dem Spielplan. Das Schauspielensemble umfasste insgesamt sieben Damen und siebzehn Herren.
Die Aufführungen fanden vom 1. Oktober 1902 bis zum 19. Juni 1904 statt. So schnell wie es errichtet wurde, verschwand es auch wieder: 1904 war der Spuk vorbei. Der Wolfenbütteler Stadtdirektor August Floto versuchte das Interimstheater für Wolfenbüttel zu erwerben, da auch dort ein neues Schauspielhaus gefragt war. Dieses scheiterte aber an den Kosten. Es wurde abgerissen und bleibt damit eine stadtgeschichtliche Episode.
So ganz einmalig war das Interimstheater aber auch nicht, Stuttgart und Prag hatten zum Beispiel ebenfalls eines. In Stuttgart wurde ein Interimstheater nötig nachdem das Hoftheater am 20. Januar 1902 nach einem elektrischen Kurzschluss ausgebrannt war. Es bestand von 1902 bis 1912 auf dem Gelände des heutigen Landtags.
Prag hatte ein Interimstheater seit 1862, da sich der Bau des Nationaltheaters bis 1881 hinzog und man zwischenzeitlich nicht auf kulturelle Genüsse verzichten wollte. Im August 1881 kam es beim Neubau des Nationaltheaters zu einem Brand, der die Bühne, den Zuschauerraum und die bronzene Kuppel des Gebäudes vernichtete. Daher eröffnete man im November 1883 ein zweites Mal.

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

Schadensmeldung

Haben Sie Schäden in Ihrer Wohnung oder Ihrem Haus bemerkt? Nutzen Sie gerne unser Formular, um uns darüber zu informieren, oder kontaktieren Sie uns während der Öffnungszeiten telefonisch.

Kontakt

Sie haben eine Frage? Nutzen Sie einfach unser Kontaktformular.

Kontakt

Öffnungszeiten:

Mo – Do  9:00 – 17:00 Uhr
Fr           9:00 – 12:00 Uhr

Sie erreichen uns telefonisch unter: