Weberstraße Braunschweig

Weberstraße

Die Weberstraße liegt im nördlichen Kernstadtbereich Braunschweigs zwischen der Langen Straße und dem Wollmarkt. Urkundlich lässt sich erst 1342 der erste Leineweber auf dieser Straße nachweisen. Aber schon 1306 wurde sie als Weverstrate bezeichnet. Archäologische Ausgrabungen beim Bau des Cinemax-Kino-Baukomplexes 1997, dessen Rückseite an der Weberstraße liegt, untersuchten die Siedlungsgeschichte der Braunschweiger Neustadt im Bereich Weberstraße/Lange Straße. Dabei bestätigte sich, dass die Neustadt nach 1200 gegründet und planmäßig mit Wollwebern aus Flandern und Friesland und belgischen Buntmetallhandwerkern (diese verarbeiteten alle legierungsfähigen Metalle außer Eisen und stellten daraus zum Beispiel Leuchter, Kleinteile wie Schnallen, Buch- und Möbelbeschläge, Pferdegeschirrteile oder Fibeln her) besiedelt wurde. König Otto IV (der dritte Sohn Herzog Heinrich des Löwens und ab 1209 einziger Kaiser der Welfen) holte sie nach Braunschweig. Diese Handwerker waren mit ihren Erzeugnissen im Handel mit den anderen Hansestädten (Braunschweig war vom Anfang 1358 bis zum Ende der Hanse 1669 Mitglied) auch maßgeblich am Reichtum und der Bevölkerungsdichte Braunschweigs als eine der größten Städte im deutschsprachigen Raum im Mittelalter beteiligt.

1909: Zwischen der Langen Straße und dem Wollmarkt wohnte früher die ärmere Bevölkerung.
2017: Imposantes Bauwerk: Die Andreaskirche mit dem höchsten Kirchturm Braunschweigs.

Leineweber und andere Handwerker

Daneben gab es hier auch besagte Leineweber, die Fasern der Pflanze des Gemeinen Leins (Linum usitatissimum) zu Leintuch, Leinwand oder kurz Linnen webten. Die Fasern wurden auch als Flachs bezeichnet. Der Rohstoff war auf kurzen Wegen überall, wenn angebaut, verfügbar und bildete gegenüber Tierwolle eine günstige Alternative, die allerdings auch im Tragekomfort nicht so warm und anschmiegsam war. Ein günstig hergestelltes Produkt für die Masse der damaligen Bevölkerung. Der Beruf des Leinewebers galt im Mittelalter als ein „unehrlicher“ Beruf, das heißt, sie waren verachtet in einer Gesellschaft, in der die „Ehre“ als höchstes Gut galt. Ebenso galten als Handwerker die Schäfer, Müller, Bader oder Barbiere als ehrlos. Daneben galten die nicht ortsgebundenen Bevölkerungsteile wie zum Beispiel Hausierer, Spielleute oder Lumpensammler sowie die Personen, die mit unreinen Tätigkeiten zu tun hatten wie Scharfrichter, Totengräber, Köhler oder Straßenkehrer als unehrbar. Die städtische Ständegesellschaft wusste sich gut abzugrenzen, heute ein undenkbarer Prozess. Die Fachwerkhäuser der Weberstraße sind, wie wir auf der Ansicht von 1909 sehen können, in einfacher Ausführung gebaut, auch ein Zeichen, dass die Bewohner keine wohlhabenden Leute waren.

Der Höchste Kirchturm Braunschweigs

Der Blick fiel damals, wie auch heute, aus der Straßenschlucht auf die imposante Erscheinung der Andreaskirche (Fertigstellung etwa 1420), die mit ihrem Südturm 1544 mit 122 Meter eines der höchsten deutschen Bauwerke war. Derzeit misst der Turm 93 Meter und ist auch damit der höchste Kirchturm Braunschweigs.

Gemäß Schadenskarte der Stadt Braunschweig vom Mai 1945 hat von den 50 Häusern der Weberstraße keines die Feuersbrünste der Bombardierungen überstanden. Die alte Weberstraße existierte im Mai 1945 nicht mehr. Der Bombenkrieg gegen Braunschweig begann am 17. August 1940 mit Einzelabwürfen über dem Mastbruch. Am 10. Februar 1941 fielen erstmals Bomben auf die Innenstadt. Dennoch blieb Braunschweig bis zum 27. September 1943, dem ersten größeren Angriff, nahezu unversehrt. 1944 folgten 29 Angriffe bis zum 15. Oktober um 1:15 Uhr: Jahrhunderte altes Kulturgut (unter anderem über 700 Fachwerkhäuser – Braunschweig hatte, aufgrund der großen Anzahl Fachwerkhäuser, den Namen: Nürnberg des Nordens) und 561 Menschen (amtliche Statistik) wurden ausgelöscht.

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

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