Leineweber und andere Handwerker
Daneben gab es hier auch besagte Leineweber, die Fasern der Pflanze des Gemeinen Leins (Linum usitatissimum) zu Leintuch, Leinwand oder kurz Linnen webten. Die Fasern wurden auch als Flachs bezeichnet. Der Rohstoff war auf kurzen Wegen überall, wenn angebaut, verfügbar und bildete gegenüber Tierwolle eine günstige Alternative, die allerdings auch im Tragekomfort nicht so warm und anschmiegsam war. Ein günstig hergestelltes Produkt für die Masse der damaligen Bevölkerung. Der Beruf des Leinewebers galt im Mittelalter als ein „unehrlicher“ Beruf, das heißt, sie waren verachtet in einer Gesellschaft, in der die „Ehre“ als höchstes Gut galt. Ebenso galten als Handwerker die Schäfer, Müller, Bader oder Barbiere als ehrlos. Daneben galten die nicht ortsgebundenen Bevölkerungsteile wie zum Beispiel Hausierer, Spielleute oder Lumpensammler sowie die Personen, die mit unreinen Tätigkeiten zu tun hatten wie Scharfrichter, Totengräber, Köhler oder Straßenkehrer als unehrbar. Die städtische Ständegesellschaft wusste sich gut abzugrenzen, heute ein undenkbarer Prozess. Die Fachwerkhäuser der Weberstraße sind, wie wir auf der Ansicht von 1909 sehen können, in einfacher Ausführung gebaut, auch ein Zeichen, dass die Bewohner keine wohlhabenden Leute waren.
Der Höchste Kirchturm Braunschweigs
Der Blick fiel damals, wie auch heute, aus der Straßenschlucht auf die imposante Erscheinung der Andreaskirche (Fertigstellung etwa 1420), die mit ihrem Südturm 1544 mit 122 Meter eines der höchsten deutschen Bauwerke war. Derzeit misst der Turm 93 Meter und ist auch damit der höchste Kirchturm Braunschweigs.
Gemäß Schadenskarte der Stadt Braunschweig vom Mai 1945 hat von den 50 Häusern der Weberstraße keines die Feuersbrünste der Bombardierungen überstanden. Die alte Weberstraße existierte im Mai 1945 nicht mehr. Der Bombenkrieg gegen Braunschweig begann am 17. August 1940 mit Einzelabwürfen über dem Mastbruch. Am 10. Februar 1941 fielen erstmals Bomben auf die Innenstadt. Dennoch blieb Braunschweig bis zum 27. September 1943, dem ersten größeren Angriff, nahezu unversehrt. 1944 folgten 29 Angriffe bis zum 15. Oktober um 1:15 Uhr: Jahrhunderte altes Kulturgut (unter anderem über 700 Fachwerkhäuser – Braunschweig hatte, aufgrund der großen Anzahl Fachwerkhäuser, den Namen: Nürnberg des Nordens) und 561 Menschen (amtliche Statistik) wurden ausgelöscht.