Villierstraße Braunschweig

Villierstraße

Die Villierstraße ist eine kurze Straße, die die Adolfstraße mit der Bertramstraße verbindet. Namensgeber war der Militärsöldner Thomas Villier (1583 – 1665). Villier, in den Niederlanden geboren, war später als Soldat in den Diensten des spanischen Königs Karl III. und danach für den deutschen Kaiser Rudolf II. tätig. Ab 1614 stand Villier in Diensten der Stadt Braunschweig, zuerst als Fähnrich, dann Leutnant, dann Capitain und aufgrund heldenhafter Leistungen bei der Verteidigung der Stadt gegen Truppen des Herzogs Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel ab Oktober 1615 Major der städtischen Söldner. Beim Frieden von Steterburg am 21. Dezember 1615 erkannte der Herzog die Unabhängigkeit Braunschweigs an und wollte Villier in seine Dienste nehmen. Villier blieb aber in Braunschweig. Er wurde 1631 mitten im 30-jährigen Krieg zum obersten Stadtmilitär ernannt, dieses war er bis zu seinem Tod 1665. Er war mit Margaretha Hofmeister aus Magdeburg verheiratet, die beiden hatten vier Söhne, die als Kinder starben.

Epitaph in der Andreaskirche

In der Andreaskirche hing bis 1945 ein hölzernes Epitaph (Grabinschrift oder ein Grabdenkmal für einen Verstorbenen an einer Kirchenwand oder einem Pfeiler) der Eheleute Villier, in dem berichtet wurde, dass sie das Kirchenschiff der Andreaskirche ausmalen ließen. Seit 1945 ist das Epitaph verschwunden, entweder wurde es gestohlen oder durch die Kriegseinwirkungen vernichtet. Um 1900 bestand noch eine Stiftung der Eheleute, die Studenten eine Unterstützung von 45 Mark gewährte. In der Andreaskirche wurde Thomas Villier auch bestattet. In dem Roman „Braunschweiger Tage“ (1874 – Autor der Sozialist August Otto Walster) wird Villier zum sozialistischen Vorkämpfer der proletarischen Klassenkämpfe des 19.Jahrhunderts umgedeutet.

1914: Eine kurze Straße, die die Adolfstraße mit der Bertramstraße verbindet. Namensgeber: Der Militärsöldner Villier.
2016: Die schöne Villa Jäkel (siehe Postkarte links, mittig im Bild) wurde zerbombt und wich einem neuen Bau.

Villa mit Turm

Auf der Ansicht von 1901 mittig im Bild, mit dem Grundstücksverlauf zur Oker, steht eine vom Architekten Constantin Uhde an der Adolfstraße gebaute repräsentative Villa mit Turm. Diese kaufte 1904 der Braunschweiger Fabrikant Max Jüdel (1845-1910). Er war zusammen mit Heinrich Büssing Gründer der Eisenbahnsignal-Bauanstalt Max Jüdel & Co. (1873) an der Wolfenbütteler Straße. Die Firma kaufte 1874 ein Grundstück von 37.000 m² an der Ackerstraße. In den sogenannten Gründerjahren nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 expandierte die Wirtschaft Deutschlands durch die Kriegszahlungen des Verlierers Frankreichs enorm. Die Eisenbahnanstalt hatte sich auf Eisenbahnsignaltechnik spezialisiert und stieß in einen florierenden Markt. Mechanische Stellwerke, elektrische Bahnhofsblockwerke, elektrisch angetriebene Weichen, ab 1899 elektromechanische Stellwerke sowie weitere Signaltechnik produzierte die Firma, die seit 1898 eine Aktiengesellschaft war. 1903 zog sich Heinrich Büssing aus der Firma zurück. Er hatte in 30 Jahren 92 Patente im Eisenbahnsignalwesen erhalten. 1908 beschäftigte das Unternehmen 1.300 Mitarbeiter und gehörte damit zu den größten Braunschweiger Arbeitgebern. Siemens übernahm die Firma 1940 und hat diesen Standort noch heute inne. Max Jüdel saß als Abgeordneter im Braunschweiger Landtag, war Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Braunschweigs und von 1893 bis zu seinem Tod Präsident der Handelskammer (heute IHK). Max Jüdel war Freimaurer der Loge Carl zur gekrönten Säule. Er rief diverse Stiftungen ins Leben und vermachte sein Vermögen der Stadt Braunschweig als Grundstock der Max-Jüdel-Stiftung für soziale Zwecke. Die Villa in der Adolfstraße bekam die Stadt als Wohnsitz für die jeweiligen Oberbürgermeister. Im Krieg erhielt sie einen vernichtenden Bombentreffer, heute steht an dieser Stelle ein modernes Wohnhaus. Heute gibt es in der Südstadt eine Jüdelstraße. Max Jüdel war ein großer Philanthrop und Mensch, der für Braunschweig viel geleistet hat.

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

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