Die dynastische Verlegerfamilie Vieweg
Geboren in Halle an der Saale gründete er 1786 in Berlin den Vieweg Verlag (auch Werke von Johann Wolfgang von Goethe – Hermann und Dorothea 1797 – wurden hier herausgegeben) und siedelte im Jahre 1799 mit dem Verlag nach Braunschweig um. Der Braunschweiger Herzog Karl Wilhelm Ferdinand hatte ihn eingeladen, da der Herzog beabsichtigte, eine Buchhändlermesse in Braunschweig zu installieren und Vieweg hierzu interessante Vorschläge machte, leider verlief das Vorhaben im Sande. Er schenkte Vieweg das Grundstück des baufälligen Theaters auf dem Burgplatz und dieser errichtete dort das noch heute stehende Gebäude des Vieweghauses (jetzt Teil des Landesmuseums). Eine dynastische Verlegerfamilie, da der Schwiegervater von Friedrich Vieweg, Joachim Heinrich Campe (Campestraße in Braunschweig), ebenfalls erfolgreicher Buchhändler, Verleger und auch Literat war. J. H. Campes Neffe war Inhaber des Verlages Hoffmann und Campe. Friedrich Viewegs Sohn Eduard wiederum übernahm den Vieweg Verlag, der weitere Sohn Friedrich jun. gründete in Paris eine eigene Verlagsbuchhandlung und eine der Töchter, Blanca, heiratete den Verlagsbuchhändler Georg Westermann (Georg-Westermann-Allee in Braunschweig). Der Vieweg Verlag ging 1966 an den Pergamon Verlag in Oxford, 1974 wurde er Teil des Bertelsmann Imperiums und der Sitz von Braunschweig nach Wiesbaden verlegt. 2008 wurde er mit dem Teubner Verlag vereinigt, seit 2010 ist er Teil des Springer Konzerns und seit 2012 heißt er Springer Vieweg Verlag. Es werden klassische und digitale Lehr- und Fachmedien im Bereich Technik herausgegeben.
Der Viewegsgarten war der Park der Familie
Der Viewegsgarten, der diesem Stadtteil Braunschweigs auch seinen Namen gibt, war der Park der Familie. In ihm standen die Viewegvilla und weitere Nebengebäude. Im Kriege wurde die Villa durch Bomben stark beschädigt. Im Zuge des Neubaus des Hauptbahnhofes Ende der 1950er Jahre wurde die Gegend völlig umgestaltet. Nur alten Braunschweigern ist noch bewusst, dass hier sehr viele schöne Gründerzeithäuser standen, die den Krieg unbeschadet überstanden hatten. Diese fielen den Planungen zum Opfer, ebenso die verschwundenen Straßen (Elmstraße, Klausenstraße, Lutterstraße und Heitbergstraße). Die Viewegstraße lief auf den Friedrichsplatz zu, dieser ist heute ein kleiner Teil des Berliner Platzes. Etwa im Auslauf der Georg-Wolter-Straße zur Viewegstraße lag der Eingang zum Viewegsgarten mit der Viewegvilla. Und ich finde, es war eine Schande, diesen Park zu zerschneiden und die beschädigte Villa und angrenzende Gebäude wie die Pferdestallungen und Kutschenremise abzureißen, heute völlig undenkbar.
Braunschweiger Schule: Einflussreiche Architektur der Nachkriegszeit
Die Zeit der 1950er bis 80er Jahre war geprägt durch eine Architekturlehre, die da hieß Braunschweiger Schule, deren heute noch bekanntester Vertreter der Architekt Friedrich Wilhelm Kraemer war. Die TU Braunschweig genoss und genießt einen exzellenten Ruf bei der Ausbildung von Architekten, daher hatten Entwicklungen hier großen Einfluss auf die Bauplaner, besonders im norddeutschen Raum. Die Braunschweiger Schule basierte auf den Idealen der modernen Architektur der 1920er und frühen 1930er Jahre, der neuen Sachlichkeit des Bauhausstils. Im Vordergrund stand das Streben nach einer „gesamtheitlichen“ Architektur unter Berücksichtigung der drei Aspekte: Funktion, Konstruktion und Form, die in einer systematischen, auf das Objekt bezogenen Lehre zusammengefasst wurden. Demgegenüber sollten nach der Programmatik dieser Schule stilistische oder regionalistische Fragen keine besondere Rolle spielen.