Leonhardstraße Braunschweig

Die Leonhardstraße liegt im südlichen Stadtgebiet und verbindet den Steintorwall mit der Helmstedter Straße. Ihren Namen hat sie, ebenso wie der Leonhardplatz hier, von der St.-Leonhard-Kapelle, die zum nicht mehr vorhandenen Hospital St. Leonhard gehörte. Im Mittelalter ein Siechenhospital, lag es außerhalb der Stadtmauern. Hier wurden die Leprakranken Braunschweigs versorgt.  Der Namensgeber, Leonhard von Limoges, lebte im 6. Jahrhundert nach Christi und stammte aus fränkischem Adel. Er genoss am Merowinger Hof eine gute Ausbildung und lebte später als Eremit. Gemäß Legende besuchte Leonhard regelmäßig Gefangene und sprach sich erfolgreich für ihre Freilassung aus. Als Eremit begann er, für Kranke und Hilfsbedürftige zu predigen. Er wurde von der katholischen Kirche heiliggesprochen. Der heilige Leonhard, zunächst Schutzpatron der Gefangenen, wird auch als „Kettenheiliger“ bezeichnet, da durch sein Gebet oder durch Anrufung zu ihm auf wundertätige Weise die Ketten zahlreicher Gefangener zersprungen sein sollen. Leonhard gründete das Kloster Noblat in Südwestfrankreich, das noch besteht und wo er begraben ist. Eine ganz besondere Beziehung zu ihm hatten die Menschen in Altbayern, wo er als Nothelfer und Schutzpatron für das Vieh, insbesondere für die Pferde, angesehen wird. Der Volksmund verlieh ihm die Beinamen „bayerischer Herrgott“ oder „Bauernherrgott“. Er gilt auch als Helfer von Wöchnerinnen, bei Kopfschmerzen sowie Geistes- und Geschlechtskrankheiten. Wir sehen, die zum Christentum „bekehrten“ Menschen verflochten ihren früheren heidnischen Mehrgötterglauben mit christlichen Heiligen für jede Gelegenheit.

In der Leonhardstraße 26 befand sich 1900 die Braunschweiger Torfstreufabrik. Torf hielt damals die Wirtschaft mit am Laufen und die Wohnungen warm. Torf konnte noch mehr: Er diente in dieser Zeit auch als Stallstreu und Isoliermaterial für Eiskeller und oberirdische Eishütten für Brauereien und Gaststätten. Torf wurde früher gelegentlich auch als preiswerte Schlafunterlage (Torfbett) verwendet und eignete sich besonders für Bettnässer und Kleinkinder. Entstanden ist der Torf vor ca. 8.000 Jahren nach Beendigung der letzten Eiszeit durch ein einsetzendes feucht-ozeanisches Klima, durch das in Bodensenkenbereichen ein großflächiges Wachstum von Torfmoosen begann. Deren abgestorbene Vegetationsreste bildeten die Moore.

1903 – der Blick geht Richtung Magnikirche, die frei zu sehen ist.
2018 – im Blick der 1906 errichtete Neubau des Städtischen Museums.

Und was hat man nicht alles Interessantes in den Torfmooren gefunden: Ich erinnere mich beispielsweise an den „Roten Franz“. Ein enorm gruseliger Zeitgenosse der Frühzeit. Immer, wenn ich ihn als Kind besuchte, sah er noch gruseliger aus, aber was will man erwarten von einer 1.700 Jahre alten Moorleiche? Auch heute noch ist er ein Publikumsmagnet und würde sich auch über Ihren Besuch im hannoverschen Landesmuseum freuen. Mittlerweile gibt es ein rekonstruiertes Abbild seines wahrscheinlich ursprünglichen Aussehens. Auf unserer alten Ansicht von 1903 erkennen wir links Teile des 1885 gegründeten „Das Herzogliche Neue Gymnasium“. Erst Ableger des Gymnasiums Martino-Katharineum, erhielt es anlässlich des 100. Geburtstags Herzog Wilhelms von Braunschweig 1906 den Namen „Herzogliches Wilhelm-Gymnasium“. 2003 wurde das Wilhelm-Gymnasium vom Kultusministerium mit der Hochbegabtenförderung der Region beauftragt. Seit 2004 gehört das Gebäude Leonhardstraße 12 schräg gegenüber zur Schule. Das WG verfügt als Besonderheit über einen eigenen Bootsanleger zur Oker. So können die WG-Wassersportler ausgiebig ihrer Sportart frönen. Ach, was waren das für Zeiten, als wir den Paukern, Verzeihung Lehrern, so manchen meist harmlosen Streich spielten – Pfeiffer lässt grüßen, aber mit 3 f bitte. Der 2. Weltkrieg hat auch in der Leonhardstraße seine Spuren hinterlassen: Von 58 vorhandenen Gebäuden waren 1945 insgesamt 24 stark beschädigt oder galten als Totalschaden.

Dieser Artikel ist ein Teil der Magazinreihe „Damals & heute“, herausgegeben von FUNKE Medien Niedersachsen GmbH. Text von Dirk Teckentrup – Ihr Immobilienmakler Braunschweig.

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