Straẞen im Zuge der Entnazifizierung umbenannt
Manche Neubürger Braunschweigs ohne Hintergrundwissen fragten mich schon, ob es sich bei dem Namensgeber der Straße um den ehemaligen Reichskanzler Adolf Hitler (1889-1945) handeln könnte, der im Deutschen Reich geschätzt an die 4.000 Ehrenbürgerschaften hatte. Daneben gab es eine Verordnung des Reichsinnenministeriums über die Grundsätze für die Straßenbenennungen vom Juli 1933, nach welcher in jeder Stadt die wichtigste Straße oder der zentrale Platz nach Adolf Hitler zu benennen war. In Braunschweig gab es den Adolf-Hitler-Wall (Kalenwall/Bruchtorwall) und in Gliesmarode den Adolf-Hitler-Ring (Am Hasselteich). Nach 1945 wurden diese Straßen im Zuge der Entnazifizierung wieder umbenannt. Ab 1935 wurde die Adolfstraße in Wilhelm-Friedrich-Loeper-Straße umbenannt. Loeper (1883-1935 – starb an Halskrebs) war frühes NSDAP-Mitglied und wurde 1933 Reichsstatthalter von Braunschweig und Anhalt (in etwa mit einem heutigen Ministerpräsidenten vergleichbar). Nach dem Kriegsende 1945 bekam die Straße wieder ihren alten Namen zurück.
Die Adolfstraße führt an der östlichen Seite der Oker entlang, früher außerhalb der Stadtbefestigung war es Gartenland. Es entstanden hier auf beiden Seiten der Straße herrliche Gründerzeitvillen vom reichen gehobenen Bürgertum, daneben auch klassische Mehrfamilienhäuser. In der Adolfstraße 19 steht ein besonderes Haus. 1883 gebaut, war es das Gästehaus des Vieweg Verlages. Hier wurden Literaten, andere Verleger und wichtige Persönlichkeiten empfangen, bewirtet und untergebracht. Die Küche war im Keller, das Essen wurde mit einem kleinen Fahrstuhl in die oberen Etagen befördert. Das Erdgeschoss diente zu Repräsentationszwecken und die 1. Etage zur Unterbringung der Gäste. Im Dachgeschoss wohnten die Bediensteten. Der Mitinhaber des Verlages, Erich Kleine (davor Mitherausgeber der Zeitung „Der Stahlhelm“ in Berlin, das Zentralorgan der gleichnamigen Vereinigung von Frontkämpfern des 1. Weltkrieges), bekam bei seinem Ausscheiden in den 1950er Jahren das Haus unter anderem als Abfindung. Seine Tochter Dr. Ingrid Kleine-Genau verkaufte es Anfang des neuen Jahrtausends an einen neuen Eigentümer, der es seit dem liebevoll und kenntnisreich saniert. Im Garten befindet sich ein vor Jahrzehnten gepflanzter Ginkgobaum. Ein tolles Haus hat genau den richtigen Eigentümer gefunden.
Die Villa von Max Jüdel
Gegenüber der Villierstraße befand sich die Villa von Max Jüdel, Mitinhaber der Firma Eisenbahnsignal-Bauanstalt Max Jüdel & Co. – heute Siemens in der Ackerstraße. Hier sollten nach seinem Tod (1910), gemäß seinem Testament, alle amtierenden Bürgermeister ihre Wohnstätte finden. Das Haus erhielt im 2. Weltkrieg leider einen vernichtenden Bombentreffer. Bevor die Kurt-Schumacher-Straße in den 1960er Jahren gebaut wurde, lief an deren Stelle hier eine sehr viel schmalere Ottmerstraße über die Oker zum Löwenwall. Das Haus an der Ecke Adolfstraße/Ottmerstraße, in dem sich heute noch die Löwen-Apotheke befindet, hatte um 1900 ein sehr hoch aufragendes Turmdach, welches wie eine Kirchturmspitze in den Himmel ragte, wie wir auf unserer alten Ansicht sehen können. Heute ist es nicht mehr vorhanden.