Okerpartie am Monumentsplatz
Die Okerpartie am Monumentsplatz (wegen des Obelisken als Monument) – heute Löwenwall – auf den Ansichtskarten um 1900, bezog sich auf den Teil der Oker von der heutigen Kurt-Schumacher-Straßen-Brücke in nördlicher Richtung.
Um 1909, der Zeit unserer Ansichtskarte, hieß die Straße noch Ottmerstraße, und die Brücke war eine schmale, ganz anders als heute (vgl. Seite 38). Wir sehen rechts die rückseitigen Grundstücke an der Adolfstraße, der Baum- und Grünbewuchs war überschaubarer als derzeit. Zur Seite des Löwenwalls befand sich ein Bootsverleih, das kleine Bootshaus war keine einfach zusammengezimmerte Bude, sondern ein kleines architektonisches Kunstwerk. Es gab damals in der Bevölkerung eine Übereinstimmung darüber, dass Schnörkel, Erker, Verzierungen und pompöse Fassaden zum Bauen dazu gehören und Wohnhäuser, Repräsentativ- und auch Zweckbauten gefälliger machen, etwas für die „Seele“, wie man sagte. Dies verteuerte das Bauen, war aber Konsens, sozusagen eine gesellschaftliche Norm. Die heutige Sachlichkeit hat auch einen Grund in den Kosten für eine aufwändigere Fassade. Allerdings sind Altbauwohnungen, zumal sanierte, der Renner und eine baumbestandene Straße mit ausschließlich sanierter Altbausubstanz eine begehrte Adresse.
Die Oker in südlicher Richtung hoch, gab es am Ufer des Windmühlenberges noch einen Bootsverleih, an der Augusttorbrücke, genannt „Bootsstation am Augustplatz“. Beide bestehen heute nicht mehr. Dafür gibt es südlich unserer Ansicht, direkt hinter der Kurt-Schumacher-Brücke, den Verleih OkerTour. Hier kann man Kajaks, Kanus, Ruder- oder Tretboote mieten. Ebenfalls können Okerboote oder -flöße mit Elektroantrieb für geführte Touren in Gruppen bis zu 50 Personen gemietet werden. Eine herrlich idyllische Sache im Frühjahr oder Sommer an alten Villen vorbei durch Braunschweig auf unserer guten alten Oker zu fahren, rudern oder tretbooten – solche Möglichkeiten bieten nicht allzu viele Großstädte.